Das „Innere Kind Restaurant“ in Tiruvannamalai

Aug 30, 2023 | Crazy, fun, shit in India

Am Anfang ist der Name dieser indischen Stadt ein wirklich unaussprechlicher Zungenbrecher… ich blamiere mich bei jedem Versuch, es trotzdem zu tun… und dennoch… irgendwann meistert man den Rhythmus des Wortes und dann erklingt die Melodie wie eine Schaukel, die an einem Baum im Abendwind fröhlich hin- und herschwingt… Tiruvannnnnamalai… Tiruvannnnnnnamalai…. dein Name ist so zart und lieblich wie die Augen von Sri Ramana Maharshi, der Mann, der dich geprägt hat wie kein anderer. Der Mann auf dem nachfolgenden Bild ist er.

Schaut euch das Bild einmal genauer an und lasst es auf euch wirken.

Es gibt eigentlich nichts weiter dazu zu sagen. Ich finde, eine beispiellose Tiefe an Liebe und Mitgefühl spricht aus seinem heiteren Lächeln. Seine Haut wirkt so weich und zart. Er zeigt sich so, wie er ist, mit Falten, mit Altersflecken, mit nackter Haut. Sein Gesicht ist natürlich schön und er strahlt so dermaßen aus seinem Inneren heraus, dass es mich jedes Mal aufs Neue umhaut. Er schaut mir direkt in die Augen und seine Energie fließt in mich über und berührt mich im Kern.

Man sagt, er habe lieber geschwiegen als zu sprechen. Auch das finde ich ziemlich cool an ihm.

Diese Stadt also mit dem melodischen Namen ist in vielerlei Hinsicht besonders. Es gibt dort viele besondere Orte. Zwei dieser besonderen Orte habe ich auf meiner Reise entdeckt und besonders geliebt:

Das „Wild Child Café“ und das „Inner Child Restaurant“

Ein Ort wird dann zu einem besonderen Ort, wenn er einem ein besonderes Gefühl schenkt. Das Wild Child Café und das Inner Child Restaurant sind solche Orte. An diesen Orten geht es um mehr als nur Essen – das ist natürlich auch ein Teil, und das vegetarische Essen dort ist wirklich verdammt lecker, aber ich habe dort Qaulitäten wie Geborgenheit, Entspannung, Gemeinschaft, Grenzenlosigkeit, Fortschritt, Kreativität, Umbruch, Unkonventionalität und allem Freiheit erlebt.

Ein paar Schnappschüsse aus meiner Erinnerung, wenn ich an diese besonderen Orte zurückdenke:

  1. Ich sehe beim Frühstück im liebevoll gestalteten Garten des Wild Child Cafes, wie eine erwachsene Frau einen Baum inspiziert. Sie berührt seinen Stamm und entscheidet dann, auf ihn hinaufzuklettern. Sie macht es sich zwischen den Ästen hoch oben gemütlich und lehnt sich dort in den Baum hinein, als ob er eine gemütliche Hängematte wäre. Ihre Beine baumeln unbeschwert links und rechts im Wind, sie schliesst entspannt ihre Augen und die Gäste ringsherum frühstücken fröhlich und kommentarlos weiter.
  1. Ich beobachte, wie an der Tischgruppe auf der anderen Seite des Gartenweges im Wild Child Cafe die Gäste, die jeden Morgen zusammen dort in den Tag starten, mit bunten Wassermalfarben und schwarzer Tinte abstrakte Kunstwerke auf Zeichenpapier zaubern und ihre Kunstwerke gegenseitig bestaunen. Plötzlich taucht ein Mann die Schreibfeder in das Tintenfass und malt der Französin, die ihm gegenüber sitzt, sorgfältig einen Schnurrbart ins Gesicht. Der Schnurrbart steht der Frau mit den zarten Gesichtszügen außerordentlich gut und alle bestaunen die Verwandlung. Es ist wie eine Vermischung geschlechtsspezifischer Eigenschaften, die eine ganz neue, einzigartige, lebende menschliche Kunstform ergeben. Die Frau trägt den Schnurrbart noch beim Verlassen des Cafes und ich sage ihr, sie sollte den Bart öfter tragen, denn er stehe ihr sehr gut.
  1. Ich betrete mit meiner Freundin Tatiana das erste Mal das Inner Child Restaurant und zu unserer Rechten begrüsst uns ein rötlich glänzendes Bücherregal aus Holz, das voll ist mit Büchern über Ramana, Osho, Yoga und vielen anderen Themen, die für spirituelle Indien-Fans interessant sind. Tatiana und ich lächeln uns zu, weil wir uns wortlos verstehen und spüren, dass wir im Laufe der Woche noch öfter an diesen Ort zurückkehren werden. Wir ahnen, dass wir uns hier in tiefgründige Gespräche vertiefen und neue Schätze in den noch unbekannten Büchern gemeinsam entdecken werden, während wir die köstlichen Veggieburger mit Pommes und BBQ-Sosse verspeisen. Hach, das Leben kann so schön sein.
  1. Der Besitzer beider Lokale, Prem, sitzt an unserem Tisch im Garten und erklärt Tatiana, Aaron und mir, wie er auf den Namen seiner beiden Lokale gekommen ist. Prem ist ein indischer Mann Anfang dreißig, gebürtig aus Tiruvannamalai und durchbricht das gesellschaftliche Korsett aus Zwangsheirat, Familiengründungszwang und Druck, einen Job mit möglichst viel Status zu haben (Ärzte und Anwälte sind hoch im Kurs). Er berichtet, dass er Seminare zur Heilung seines Inneren Kindes besucht habe und mit dem Cafe einen Ort schaffen wollte, wo Raum für Wildheit, Genuss und Heilung ist. Er lebt in einem der Gästezimmer des Cafes und kocht das Frühstücks-Rührei selber, wenn sein Koch frei hat. Er macht keinen Hehl daraus, dass er schwierige Zeiten hatte und daher einen Ort erschaffen wollte für Menschen, die vielleicht auch gerade schwierige Zeit durchmachen, und Zuflucht und Ruhe finden wollen. Und leckeres Essen 😁

Dankeschön, Tiruvannamalai….

Tiruvannamalai, wenn du ein Mensch wärst, dann würde ich jetzt deine Hände sanft in meine nehmen und liebevoll drücken und wortlos in Gedanken “Danke” zu Dir sagen. Ich würde dir in die Augen schauen und lächeln, damit du spüren kannst, dass ich dich mag und dass du mein Herz berührst hast. Es war mir eine Freude. Bis zum nächsten Mal.

Link zum Instagram Profil von The Inner Child Restaurant

Link zum Instagram Profil von Wild Child Cafe

Alles Liebe,

Deine Salome

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Studie einer Indischen Familie (2)

10 Tage inmitten einer Indischen Familie leben: Wie soll man dieses Abenteuer nur in Worte fassen? Wie viele Worte werde ich alleine brauchen, um die Wohnung authentisch zu beschreiben, damit euch, liebe Leser, ebenfalls der Kardamom-Geruch in die Nase steigt, den die...

Studie einer indischen Familie (1)

10 Tage habe ich inmitten einer indischen Familie in Chennai verbracht, im Staat Tamil Nadu. Die Anprobe meines neuen Saris anlässlich des 9-tägigen Hindu-Festivals Navaratri haben wir gerade beendet, als ich mich zum Schreiben dieses Artikels auf die Kokosmatte auf...

Das Meditations Bootcamp

Also wenn es einen Blog Artikel gibt, der richtig in der Kategorie «Crazy Fun Shit” verortet ist, dann ist es dieser hier 😆 Ich möchte gerne über meine Erfahrungen mit der sogenannten “Kathartischen Meditation” berichten, die im Meditation & Silence Retreat der...

Vishwa Sishyha Vidyodaya School – The School of Rising Knowledge

Es gibt einen Ort in Indien, der trägt den wunderschönen Namen “Schule des aufgehenden Wissens”. Ich liebe es, dass Shantha ihrer Schule diesen Namen gegeben hat. Es gibt einen Ort in Indien, wo eine mutige Frau namens Shantha aus eigener Kraft auf einem Stück Land...

Temple of Consciousness – Der Tempel des Bewusstseins

Vom 06. bis 15. September 2023 war ich Schülerin im Temple of Consciousness in Aliyar, in der Nähe von Coimbature im Südindischen Staat Tamil Nadu. Es gibt dort wirklich einen Ort, der “Tempel des Bewusstseins” heisst. Ist das nicht GENIAL? Ein Tempel des Bewusstseins...

Auroville – Die grosse Vision einer grossen Frau

Auroville ist eine kleine Stadt an der Ostküste Indiens. Doch diese Stadt ist keine normale Stadt! Sie wurde gegründet am 28. Februar 1968. Diese Stadt wurde mit keiner geringeren Vision geboren, als die Zukunft einer neuen Menschheit zu sein, in der die Bewohner nach...

Eine interessante Perspektive auf den Tod

Im August war ich eine Woche lang Gast im Ashram von Swami Bhoomananda in Thrissur im Südwesten Indiens und habe dort in der Bibliothek des Ashrams ein grossartiges Buch entdeckt, von dem ich euch gerne berichten möchte: “Insights into Bhagavad Gita” von Swami...

Ayurveda Retreat – Heilung auf jeder Ebene

Lieber Leser, Liebe Leserin, heute machen wir zusammen einen Ausflug in die Welt des Ayurveda! Lasst uns Bekanntschaft machen mit einer uralten Indischen Gesundheitslehre, neue englische Vokabeln lernen und die goldenen Regeln für ein gesundes, langes Leben hören! Das...

Zu Gast bei Sadhguru im Isha Yoga Center Oder Die Antwort steckt bereits in der Frage

Am Mittwoch, dem 19. Juli 2023, meinem dritten Tag im Isha Yoga Center von Sadhguru, ist etwas geschehen, von dem ich euch gerne berichten möchte. An diesem Ort im Südwesten Indiens, in der Nähe der Stadt Coimbature inmitten des tropischen Regenwaldes, hat Sadhguru...

Mysuru – Auf geheimer Entdeckungsreise im Königspalast

Das Tolle am Reisen ist, dass man völlig unbekannte Menschen trifft, oftmals sogar für nur einen Tag, aber manchmal schreibt man gemeinsame Erinnerungen, die für immer währen. Solch einen Tag habe ich erlebt in Mysuru, der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs von...
de_DE