Auroville ist eine kleine Stadt an der Ostküste Indiens. Doch diese Stadt ist keine normale Stadt! Sie wurde gegründet am 28. Februar 1968. Diese Stadt wurde mit keiner geringeren Vision geboren, als die Zukunft einer neuen Menschheit zu sein, in der die Bewohner nach höherem Bewusstsein streben und menschliche Evolution an ihrem eigenen Beispiel sichtbar machen.
Wie spannend ist das denn bitteschön!
Ein Ort, an dem Menschen sich der Aufgabe verschreiben, die beste Version ihrer Selbst zu werden, sich zu bewussteren Menschen entwickeln und neue Formen des Zusammenlebens definieren wollen? Völlig losgelöst von allen Konventionen? Für mehr Frieden und kontinuierlichen Fortschritt? OMG, Ich liebe solche Experimente!!
Die grosse Frau hinter dieser großen Vision und Gründerin von Auroville ist “The Mother”. Dies sind ihre Kernpfeiler:
Die Charta von Auroville: Eine neue Vision von Macht und Verheißung für Menschen, die eine andere Lebensweise wählen
1. Auroville gehört niemandem im Besonderen. Auroville gehört der Menschheit als Ganzes. Aber um in Auroville zu leben, muss man ein williger Diener des göttlichen Bewusstseins sein.
2. Auroville wird der Ort einer endlosen Bildung sein, des ständigen Fortschritts und einer Jugend, die nie altert.
3. Auroville will die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sein. Unter Ausnutzung aller Entdeckungen von außen und von innen wird Auroville mutig in Richtung zukünftiger Erkenntnisse springen.
4. Auroville wird ein Ort materieller und spiritueller Forschung sein für die lebendige Manfestierung menschlicher Einheit.
The Mother hatte den Traum, dass es irgendwo auf der Erde einen Ort gibt, der niemandem gehört, an dem alle Menschen frei sein können, ein Ort des Friedens, der Eintracht, der Harmonie. Ein Ort, an dem Menschen die Ursachen ihres mangelnden Bewusstseins und der daraus resultierenden Schmerzen proaktiv reflektieren und überwinden und sich nur an einer einzigen Autorität orientieren: an der Höheren Wahrheit (Supreme Truth). Und: Sie hatte nicht nur einen Traum, sondern unter ihrer Führung ist dieser Ort auch wirklich entstanden und man kann ihn heute besuchen und seine friedliche Atmosphäre selbst erleben.
An diesem Ort, so schreibt The Mother 1954, können Kinder ganzheitlich wachsen und sich entwickeln ohne den Kontakt zu ihrer Seele zu verlieren; Bildung würde nicht zum Bestehen von Prüfungen oder zum Erhalt von Zertifikaten und Positionen gewährt, sondern um Wissen und bestehende Fachbereiche zu erweitern. An diesem Ort würden Titel und Positionen durch Möglichkeiten ersetzt […]; die körperlichen Bedürfnisse eines jeden würden versorgt werden und Geld nicht länger das dominierende Mittel sein. Der individuelle Wert eines Menschen hätte eine viel größere Bedeutung als materieller Reichtum und soziales Ansehen. Dort wäre Arbeit keine Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern eine Möglichkeit, sich auszudrücken und seine individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu entwickeln.
Kurz gesagt, “es wäre ein Ort, an dem menschliche Beziehungen, die normalerweise fast ausschließlich auf Wettbewerb und Streit basieren, durch Beziehungen der Nachahmung, der guten Arbeit, der Zusammenarbeit und der echten Brüderlichkeit ersetzt werden.”
(Aus: „A Dream, Envisioning an Ideal Society“ von The Mother. Link zur Webseite)
Ist das nicht EINFACH GROSSARTIG? Jeder dieser Sätze berührt mich tief in meinem Herzen und fühlt sich richtig an. Heute, fast 70 Jahre später, fangen wir endlich endlich an, kollektiv die Wahrheit dieser Vision zu erkennen und einzustimmen und einzufordern, dass sich unser Schulsystem reformieren muss, dass wir statt Konkurrenz vielmehr Ko-Kreation in der Zusammenarbeit brauchen, dass wir zuerst an uns selber arbeiten müssen, damit durch den eigenen Frieden im Inneren auch Frieden im Außen entstehen kann.
Möge diese Vision niemals sterben, sondern durch unser aller Bestreben die Ausrichtung für die nächsten Jahrhunderte auf diesem Planeten sein.
Im August war ich eine Woche lang Gast im Ashram von Swami Bhoomananda in Thrissur im Südwesten Indiens und habe dort in der Bibliothek des Ashrams ein grossartiges Buch entdeckt, von dem ich euch gerne berichten möchte:
“Insights into Bhagavad Gita” von Swami Bhoomananda Tirtha (Hrsg. 2019).
Die Bhagavad Gita ist eine zentrale Schrift im Hinduismus, die 700 Verse umfasst und im 1. oder 2. Jahrhundert nach Christus verfasst wurde. Sie enthält den allseits bekannten Dialog zwischen Prinz Arjuna und Krishna in den Rollen als Schüler und Lehrer, die inmitten eines Schlachtfeldes bedeutsame Lebensweisheiten austauschen. Viele Menschen in Indien haben diese Verse intensiv studiert und viele Swamijis Bücher dazu geschrieben mit Kommentaren zu den jeweiligen Versen.
Swami Bhoomananda ist ein mittlerweile 90-jähriger Mann mit messerscharfem Verstand, der einen grossen runden goldenen Punkt auf der Stirn trägt, nicht mehr so gut hört und dessen Lieblingsfarbe Orange ist (alles im Ashram ist Orange: die Kleidung der Swamijis, die Farbe der Hauswände, die Vorhänge, die Stühle, die Mikrofone, selbst die Mülleimer sind Orange…). Er leitet den Ashram zusammen mit seinen zwei Weggefährten und ehemaligen Schülern Swamini Ma Guruprija (die einzige weibliche Swami, die ich in 5 Monaten Indien kennen gelernt habe und die eine beeindruckend reife (Führungs-)Persönlichkeit hat) und Swami Nirviseshananda Tirtha.
Als ich das erste Mal auf Swami Bhoomananda treffe, leuchten seine Augen, als ich ihn frage, wie es Ihm geht (meistens muss er sich anhören, wie es anderen geht). Ich sage ihm, dass ich den grossen Punkt auf seiner Stirn hübsch finde und dass orange auch meine Lieblingsfarbe ist. Swami Bhoomananda erzählt mir begeistert, dass orange die Farbe der Reinheit ist und will mir noch Weiteres erklären, doch dann werden wir von seinen Mitarbeitern unterbrochen, weil seine globale Live-Sendung für den Satsang gerade beginnt und seine YouTube Follower auf ihn warten.
Lasst uns über ein Tabu-Thema sprechen: TOD
Soviel vorab: Ich möchte keine grosse Kiste zu dem Thema Tod aufmachen und ganz sicher auch nicht irgendetwas anraten oder schlimmer noch belehren, welche Haltung und Perspektive man im Bezug auf den Tod haben sollte. Dies ist eine zutiefst subjektive Ansicht, bei der jede/r seine/ihre eigene Wahrheit finden muss. Ich kann das deshalb sagen, weil ich meinen Vater und meine Mutter als junge Frau verloren habe und daher aus Erfahrung weiss, wie sich Verlust anfühlt. Ich weiss, welche grauenhaften Schmerzen man durchlebt, wenn diejenige Person stirbt, die einem die Liebste auf der Welt ist. Ich habe in meinem Leben schon viel über den Tod nachgedacht. Doch so wie es der Buddhismus auch empfiehlt, sollte jeder seine ganz eigene Meinung bilden, die sich stimmig anfühlt und dann eigenverantwortlich mit den jeweiligen Konsequenzen dieser Haltung umgehen. In diesem Meinungsbildungsprozess ist es jedoch wertvoll, unterschiedliche Perspektiven kennen zu lernen.
Beim Durchblättern des Buches „Insights into Bhagavad Gita“ entdecke ich auf Seite 64 einen Kommentar von Swami Bhoomananda zum Thema Tod, den ich sehr schön finde. Er bietet ein alternatives Konzept zum weitverbreiteten „Der-Tod-ist-halt-das-Ende-und-dann-kommt-nichts-mehr“ Dogma an:
Er schreibt, dass der Tod keine Endstation ist, sondern ein Übergang. Eine Transition. Als Beispiel führt er an, dass unser Körper ebenfalls lebenslangen Übergängen ausgesetzt ist. Im Laufe unseres Lebens verändert sich unser Körper sichtbar, da wir erst als kleines Baby mit vielleicht 50 cm auf die Welt kommen und dann innerhalb von anderthalb Jahrzehnten zu einem durchschnittlich 170cm großen Menschen heranwachsen. Das bedeutet, dass sich unsere Körpergröße im Laufe unseres Lebens vervierfacht. Mit jedem Atemzug, den wir tun, verändern wir uns, mit jedem Atemzug werden wir einen Bruchteil älter. Wir sind niemals statische Wesen, weder in biologischer Hinsicht, noch in psychischer, noch in sonst irgendeiner Hinsicht. Der stetige Fluss an Energie ist ein natürlicher Zustand.
Der Tod ist keine Endstation, sondern ein Übergang
Bei einem Baum kann man es auch gut beobachten, denn sein Wachstumszyklus ist mit dem bloßen Auge erkennbar. Jeden Tag sieht der Baum ein bisschen anders aus, erst sind an seinen Zweigen Knospen, dann wenige Tage später Blüten, dann werden daraus kleine grüne Äpfel und irgendwann laufen wir am Baum vorbei und die Äpfel sind rot. Doch auch hier macht der Zyklus nicht halt, denn die Äpfel verschrumpeln, sie fallen ab, der Zweig verliert seine Blätter und erscheint mit Beginn des Winters kahl und tot. Doch unserem Auge verborgen sind die inneren Kräfte des Baumes, die er tief in seinem Stamm bewahrt und nutzt, um im Frühling wieder neue Formen an herrlichen Blüten hervorzubringen. Würden wir jemals sagen, dass der Baum stillsteht, oder tot ist, auch wenn er im Winter kahl aussieht?
Ein toter Baum als Metapher…
Und wenn der Baum sehr alt wird, seine Äste eines Tages brechen und er in sich zu Staub zusammenfällt und verrottet: Würde der Pilz sagen, der nun fröhlich auf der abgebrochenen Baumrinde wächst, dass der Baum tot ist und ihm keine Energie mehr spendet? Würden die Blumen sagen, die im Humus des zerfallenen Baumes erblühen, dass der Baum tot ist und ihnen keine Energie mehr spendet? Würde der kleine Kern, der als Samen des alten Baums im Boden schlummert sagen, dass der Baum tot ist und ihm keine Energie mehr spendet, obwohl er bereits Wurzeln geschlagen hat und schon ein kleiner grüner Keim aus ihm spriesst?
So steht im Vers der Bhagavad Gita auf Seite 73 eindrücklich: “As clothes that are put on the body are discarded and new ones worn instead, so the indwelling spirit leaves aging bodies, and takes up new ones.” Veränderung ist immerwährend und es gibt niemals ein Ende der Veränderung, auch der Tod ist kein Ende, sondern ein Übergang zu etwas Neuem. Wir Menschen sind Wesen, die sich fortwährend verändern und unsere Energie geht dabei nie verloren. Die Inder sagen dazu „Prana“, die kosmische Urenergie oder Lebensenergie, die jedem Lebewesen innewohnt und für alle Zeiten besteht. Die Grundlagenphysik bestätigt ebenfalls, dass Energie nie verloren gehen kann, sie verändert nur ihre Form. Die aufregende Schlussfolgerung aus dieser Erkenntnis:
“No one will ever die […] The wise people do not grieve over death. […] Think beyond what the eyes show.”
(Insights into Bhagavad Gita, Swami Bhoomananda Tirtha, Seite 64)
Ganz genau an diesem Punkt begraben liegt unsere Wachstums- und Erkenntnischance als Menschheit, genau hier haben wir meiner Meinung nach einen blinden Fleck, weil wir oft nur das glauben, was wir mit dem blossen Auge sehen oder mit den aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Methoden nachweisen können. Ich frage mich, wann haben wir als Gesellschaft kollektiv die Entscheidung getroffen, mit der Abkehr von einer spirituellen Lebensform all dasjenige aus unserem Leben zu streichen, was dem Auge verborgen ist und uns immer nur auf unsere sensorische Wahrnehmungsfähigkeit zu verlassen? Wann genau haben wir die spirituellen Wurzeln unserer keltischen und germanischen Vorväter und Mütter verloren, die in ihrem Bewusstsein teilweise so viel breiter waren als wir heute? Wie wäre es, wenn wir zur Kenntnis nehmen, dass Energie nie verloren geht, auch nicht die Energie, die den Körpern unserer Liebsten innewohnt und nach dem biologischen Tod eine andere Form der Existenz findet?
Wie wäre es, diesen Gedanken zu denken und festzustellen, dass der Tod keine Endstation seinkann, sondern vielmehr der Übergang zu etwas Neuem ist?
Ich wünsche dir viel Freude beim neugierigen Betrachten dieser Perspektive.
Lieber Leser, Liebe Leserin, heute machen wir zusammen einen Ausflug in die Welt des Ayurveda! Lasst uns Bekanntschaft machen mit einer uralten Indischen Gesundheitslehre, neue englische Vokabeln lernen und die goldenen Regeln für ein gesundes, langes Leben hören! Das ist definitiv lebensveränderndes Wissen – los geht’s!
Ein paar Infos vorab: Das Wort Ayurveda ist Sanskrit und setzt sich zusammen aus den Wörtern „ayur“ (Leben) und „veda“ (Wissen). Wir haben es also mit nichts Geringerem zu tun als dem „Wissen vom Leben“! Die Wurzeln dieser Lehre gehen bis auf die vedische Hochkultur Altindiens zurück, wo Menschen in tiefer Meditation und durch jahrtausendelange Forschung im Bereich der Medizin ihre Erkenntnisse dokumentiert haben. Archäologen der Universität Missouri-Columbia haben nachgewiesen, dass die alten Inder schon 7000 v Chr. Zahnschmerzen behandeln konnten, weil man kleine Löcher in Zähnen aus dieser Zeit gefunden hat, die vermutlich mit pflanzlichen Heilpasten befüllt wurden. Indische Ärzte konnten damals schon die menschliche Anatomie und den Verdauungs- und Blutkreislauf präzise beschreiben. Es ist erstaunlich, finde ich, wie wir oftmals etwas ignorant auf die vermeintlich primitiven Lebensformen unserer Vorväter- und Mütter blicken (ich fühle mich selber durchaus angesprochen) – doch wenn man Ayurveda kennen lernt, stellt man fest, dass wir mit unserem heutigen medizinischen Wissen auf den Schultern von Giganten stehen…. den Giganten und Gigantinnen vergangener Jahrtausende.
Die Essenz von Ayurveda
Das Besondere an der ayurvedischen Gesundheitslehre ist ihr ganzheitlicher Blick und ihre beständige Rückbesinnung auf die zentrale Frage: “Was ist die Ursache der Krankheit und wie kann Heilung nachhaltig stattfinden?“ Oberflächliche Symptombehandlung findet man im Ayurveda nicht. Der Mensch wird als das vielschichtige Wesen wahgenommen, das er ist, als eine Einheit von Körper, Geist und Seele. Das finde ich großartig! Der ayurvedischen Auffassung nach ist der Dreh- und Angelpunkt die Verdauung, weil der Mensch aus den Stoffen besteht, die er aufnimmt – und entweder von ihnen aufgebaut wird … oder ausgelaugt wird. Aus diesem Grund habe ich ein 21-tägiges Retreat im Ayurvedic Treatment Center der Madukkakuzhy Famile in Kerala gemacht, die in 9. Generation Ayurveda Ärzte sind und in der hauseigenen Apotheke alle pflanzlichen Arzneimittel selber herstellen und täglich individuell für jeden Gast kochen. Dort habe ich während meines himmlischen Aufenthalts immer wieder folgende Worte gehört, die nun fest in meinem Englischwortschatz integriert sind:
Bowel Movement – Constipation – Bowel Cleansing
Der Ayurveda-Arzt Dr. Robin Maddukakuzhy fragt mich jeden Morgen in der Sprechstunde, ob ich ein “bowel movement” hatte und das heisst dann so viel wie, ob ich die gegessene Nahrung auch ordnungsgemäss am Morgen in der optimalen Konsistenz (weich) wieder auf der Toilette ausgeschieden hätte. Wenn man „Nein“ sagt, löst das prompt Sorgenfalten auf der Stirn von Dr. Robin aus und die Schlussfolgerung steht fest, dass ich an „Congestion” = Verstopfung leide. Wenn die Verdauung nicht optimal läuft, stauen sich Giftstoffe im Körper an und dafür gibt es nur eine Lösung: Bowel Cleansing = Darmreinigung. Die Gespräche im Ayurveda Retreat drehen sich allgemein ständig um das Thema Darm und Stuhlgang und Dr. Jobin Maddukakuzhy, Medical Director des Ayurveda Treatment Centers und Bruder von Dr. Robin, erklärt mir scherzend: “In Ayurveda medicine, no one asks you how was your food, only how was your shit.” Wir lachen uns beide schlapp darüber und dann erklärt er mir, wie das mit dem bowel cleansing bei mir ablaufen wird. Schluck.
Sprung in die Zukunft: 21 Tage später verlasse ich das Ayurveda Retreat und habe ein breites Lächeln im Gesicht, eine strahlend reine Haut (DANKE DANKE DANKE), eine schnurrende Verdauung, 1.3 Kilo Giftstoffe und Körperschlake weniger, einen klaren Geist, ein hohes Energielevel und jede Menge Wissen, wie ich diesen gesundheitlichen Höhepunkt meines Lebens langfristig aufrechterhalten kann. Ich sage es euch Leute, mit diesem Wissen werde ich locker 100 Jahre alt!
Auf Bitte der Maddukakuzhys und weil ich meine Zeit dort so bereichernd fand, habe ich ein Video Testimonial gemacht, das auf Instagram und YouTube zu finden ist:
Goldene Regeln für ein gesundes, langes Leben
Zum Abschluss möchte ich euch gerne ein paar goldene Regeln für ein gesundes, langes Leben mitgeben. Das sind universelle Grundsätze, mit denen man sich viel Gutes tun kann:
Morgens nach dem Aufstehen 1-2 Gläser warmes Wasser trinken, um das Verdauungsfeuer anzukurbeln. Gerne auch mit Zitrone oder Ingwerscheiben, das wirkt zusätzlich abführend
Zum Frühstück warme Kost essen, weil es für den am frühen Morgen noch sensiblen und kalten Magen viel leichter zu verdauen ist (zB. Porridge mit gedünstetem Obst). Achtung: frisches Obst und kalte Milch frühstücken ist gleich zweifach problematisch: das frische Obst enthält Säure, die für den morgendlichen Magen schwer zu verdauen ist. Daher Obst lieber gedünstet essen oder am Nachmittag, wenn das Verdauungsfeuer auf seinem Höhepunkt ist. Und Säure kombiniert mit Milch gerinnt im Magen und das ist ein verdauungstechnischer Alptraum und nicht zu empfehlen
Mittags sollte die Hauptmahlzeit des Tages sein, weil hier das Verdauungsfeuer am kräftigsten brennt
Abends bis spätestens 19:30 die letzte und leichteste Mahlzeit des Tages einnehmen, z.B. Gemüsesuppe, damit unser Körper über Nacht seine Energie für Heilungsprozesse nutzen kann und nicht schwer arbeiten muss
Die Zeiträume der Mahlzeiten sollten täglich in etwa dieselben sein, sodass sich der Magen darauf einstellen kann und das spart Energie
Nach dem Essen keine weiteren Zwischenmahlzeiten, das stresst den Magen, da er so ständig am Verdauen ist und unterschiedlich weit verdauten Nahrungsbrei parallel bearbeiten muss
Warmes Essen nicht mit kalten Getränken oder kalten Gerichten kombinieren (z.B. zum Mittagessen keine kalten Früchte, rohes Gemüse oder kalte Salate) – das friert das Verdauungsfeuer ein. Zimmerwarme Getränke oder Salate sind besser
Mit jeder Mahlzeit warmes Wasser in einzelnen Schlucken trinken, damit die Flüssigkeit die Magensäure nicht zu sehr verdünnt und den Verdauungsvorgang nicht behindert
Die Kombination Milch und Fisch, Fisch und Fleisch und unterschiedliche Fleischsorten gleichzeitig sind zum Verzehr nicht zu empfehlen, da auch sie in ihren Eigenschaften nicht kompatibel und schwer für den Magen zu verdauen sind
Hier beenden wir nun unseren kleinen Ausflug in die Welt des Ayurveda – ich empfehle jedem, irgendwann im Laufe seines/ihres Lebens ein Ayurveda Retreat zu machen und dem eigenen Körper dieses Geschenk ultimativer gesundheitlicher Selbstfürsorge zu machen. Wer mehr erfahren möchte über Ayurveda, die Maddukakuzhys und ihre Arbeit:
Am Mittwoch, dem 19. Juli 2023, meinem dritten Tag im Isha Yoga Center von Sadhguru, ist etwas geschehen, von dem ich euch gerne berichten möchte. An diesem Ort im Südwesten Indiens, in der Nähe der Stadt Coimbature inmitten des tropischen Regenwaldes, hat Sadhguru einen Ort erschaffen, zu dem jeden Tag tausende von Inder und ebenso viele Ausländer strömen. Sadhguru kennen sicherlich die meisten aus den Sozialen Medien; sein Gesicht und seine Gedankenanstöße sind omnipräsent und er ist aktuell der wohl populärste indische spirituelle Lehrer, der weltweite Anerkennung genießt. Mit der Gründung der Isha Foundation, einer spirituellen non-profit Organisation sowie mit dem Angebot des Persönlichkeitsseminars „The Inner Engineering“ hat er ein Millionenpublikum erreicht, innerhalb und auch ausserhalb von Indien. Man könnte sagen, Sadhguru ist der Popstar unter den lebenden indischen Gurus und sein Ashram gleicht ein kleines bisschen einem spirituellen Disneyland. Die Meinungen zu Sadhguru gehen auseinander, insbesondere von den Indern hört man immer wieder kritische Stimmen.
Der Dhyanalingha Tempel ist ein besonderer Ort
In der Mitte des Ashram Campus in Coimbature steht der Dhyanalingha Tempel, wo Meditationen gemäß der Lautsprecherdurchsage in Sekundenschnelle eine tranceartige Tiefe erhalten können. Betritt man die Tempelanlage, so fühlt es sich tatsächlich so an, als ob die Gravitationskraft einen mit aller Macht auf den Boden zieht, und die Schwere der Luft bewirkt, dass man automatisch in die Stille einkehrt. Gedanken, die gerade noch wie lästige Fliegen im Kopf herumgeschwirrt sind, senken sich blitzschnell zu Boden wie schwere Felsbrocken im Wasser und offenbaren den Blick auf den klaren tiefen Grund. Der Kopf wird frei und eine große Kraft verbindet einen mit der Erde, auf der man sitzt, eingehüllt und überdacht von einem Dom aus tausenden und abertausenden von rötlichen Ziegelsteinen. Der Steindom bildet ein architektonisches Meisterwerk, welches für die nächsten 5000 Jahren erbaut worden ist. In der Mitte des Doms steht der Dhyanalingha, eine pechschwarze runde Säule mit abgerundeter Spitze. Sie ist mindestens 2 Meter hoch. Sadhguru sagt über den Dhyanalingha:
“Dhyanalinga is a living being because it has come with all the seven chakras. It is just that there is no physical body. Dhyanalinga is like the energy body of the highest kind of being possible, like a yogi sitting there. Or to put it in traditional terms, we created Shiva himself. The idea is that people have a live guru forever.”
Im Verlauf meiner Woche im Ashram stelle ich fest, dass der Besuch des Dhyanalingha Tempels tatsächlich etwas süchtig machen kann. Sich im Dom aufzuhalten ist ein besonders anziehendes Gefühl. Das geht nicht nur mir so, sondern auch den Gästen, mit denen ich mich im Laufe meines einwöchigen Aufenthalts dort unterhalte.
Als ich den Dom am dritten Tag betrete und mich in einer gemütlichen Seitennische zum Meditieren niederlasse, ist mein Kopf vollgestopft mit herumwirbelnden Gedanken. Ich bin maximal genervt, verärgert und äußerst angespannt. Die letzten Stunden waren extrem nervenaufreibendend, da ich gerade mit aller Macht meinen Rausschmiss aus dem Ashram verhindert hatte.
Die Gretchenfrage war, ob ich meine Unterkunft verlängern kann oder nicht und diese vermeintlich simple Anfrage folgte einem hochgradig willkürlichen und unlogischen Prozess. Am letzten Tag meiner Buchung wurde ich informiert, dass mein Verlängerungsantrag nun doch abgelehnt wurde und ich spontan mein Zimmer räumen müsse. Der Ashram ist wohlgemerkt mitten im Dschungel und ganze 30 km von der nächsten Stadt entfernt. Da ich zudem wusste, dass es jede Menge leer stehender Betten in den Cottages gab, und es keine Folgebuchung für mein eigenen Zimmer gab, kam dieser Entscheid unerwartet und ich habe Einspruch eingelegt; die Folge war, dass ich mein Anliegen selber mit dem Cottage Manager durchverhandeln musste und das Gespräch war absurd und nervtötend bis zur letzten Sekunde der Einwilligung war, dass ich doch bleiben kann.
Ich habe im Gespräch argumentiert, dass das zweite Bett meiner Cottage-Nachbarin Meda frei wäre und ich daher nicht einsähe, wegen Schlafplatznot abreisen zu müssen… das Ende vom Lied war, dass ich nur unter der Bedingung bleiben konnte, das ich meinen Verlängerungsantrag zurückziehe und stattdessen mit Meda zusammenziehe. Auf Verständnisrückfragen, warum ich dann nicht gleich in meinem eigenen Zimmer bleiben kann, bekommt man grundsätzlich keine Antwort, das ist ein weiteres ungeschriebenes Gesetz. Die ganze Aktion war jedenfalls überaus absurd und hatte mit Logik rein gar nichts zu tun und so etwas kann ich nicht ausstehen!
Total gereizt betrete ich den Tempel…
In diesem Zustand komme ich also in den Dhyanalinga Tempel und suche mir ein Plätzchen, wo ich meine Ruhe habe. Meine Gedanken schießen wie Granatsplitter durch meinen Kopf. Ich setze mich in die Seitennische, die größer ist als gedacht und einen schönen weißen Marmorboden hat. Umgeben von der intensiven Energie im Raum setzt sich der Wirbel und Strudel an Gedanken in meinem Kopf schnell zu Boden und eine angenehme Schwere hält in meinem Kopf Einzug.
Plötzlich schießt mir eine Frage in den Kopf:
«Was ist eigentlich relevant?»
Ich bin erstaunt über die Frage und stelle fest, dass sie klug und interessant ist. Ich beschliesse, dass es eine durchaus relevante Frage ist, sich die Frage zu stellen, was relevant ist und entscheide, ihr meine Meditation zu widmen.
Ich frage mich, welche Gedanken, welche Umstände im Leben eigentlich relevant sind. Ist es relevant, dass ich mich weiterhin aufrege, ist es relevant, dass ich mich emotional in Themen hineinbegebe, die ich nicht ändern kann, ist es relevant, sich an der Oberfläche des Geistes zu befinden und jede Strömung der Wellen mitzuerleben und sich hinfort reißen zu lassen und sich darin zu verlieren? Diese Fragen sind wertvoll… was ist wirklich, wirklich relevant? Ist es meine berufliche Verwirklichung? Geht es darum, tiefere Erkenntnisse zu erlangen, was mich von meiner vollen Potenzialentfaltung abhält … oder im Gegenteil zu ihr beiträgt… oder ist es die Erkenntnis, dass bereits alles in mir steckt, was ich brauche…was genau soll ich denn überhaupt im Leben priorisieren und was davon ist wirklich relevant? Und muss überhaupt irgendetwas relevant sein und wenn ja, warum ist es relevant und was bedeutet Relevanz eigentlich als Wort? (Anmerkung: Relevanz (lat: re-levare) bedeutet [den Waagebalken, eine Sache] wieder bzw. erneut in die Höhe heben).
Da sitze ich also nun und sinniere in der Stille über diese Frage nach und bitte um eine Antwort und stelle sie mir mantrartig immer und immer wieder diese Frage…
„Was ist eigentlich relevant?“
… zehnmal… zwanzigmal… hundert Mal stelle ich mir innerlich diese Frage «Was ist eigentlich relevant?». Irgendwann, nach dem dritten oder vierten Glockenläuten (nach 15 min ertönt immer eine Glocke, sodass sich die im Dom befindlichen Menschen erheben und ihn verlassen können, wenn sie möchten, damit die nächsten Menschen hereinkommen können) schießt mir plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass mir das Universum, selbst wenn es wollte, bei all dem inneren Gequassel beim besten Willen keine Antwort geben kann. Ich würde eine Antwort ja überhaupt nicht hören! Ich verstehe mich selber nicht, wenn ich pausenlos wie ein Wasserfall innerlich vor mich hinbrabble! Wenn ich eine Antwort möchte, muss ich die Klappe halten und zuhören. Auch innerlich. Dieser Gedanke leuchtet mir ein und ich unterbreche mich schlagartig mitten im Satz. Das war eine sehr gute Idee, wie sich nun zeigen wird.
Ich komme gerade noch dazu, mich zu fragen: «Was ist..?», dann bringe ich mich selber zum Schweigen. Nun habe ich also die halbe Frage im Kopf und spüre sofort ein Klicken im Bauch, dass ich gerade etwas Tolles entdeckt habe! Die Frage “Was ist?” ist nämlich die wesentlich essenziellere Frage und ich hatte sozusagen das Konzentrat der Ursprungsfrage gefunden, denn die Essenz der Ursprungsfrage «Was ist relevant?» ist die Frage: «Was ist?» Ich hoffe, ihr könnt mir noch folgen. Die relevante Frage ist nicht, was relevant ist oder was wichtig ist oder was gut ist oder was erstrebenswert ist, oder welches Adjektiv wir auch immer verwenden wollen, sondern die Essenz davon ist schlicht und ergreifend die Kernfrage: «Was ist?” im Sinne von “Was ist (gerade)?» Die Adjektive sind austauschbar, aber das Verb ist der Kern! Ich mochte das Verb «sein» schon immer, da es den grundlegendsten Daseinzustand von allem beschreibt. Sein ist die grundlegendste Daseinsform allen Lebens. Es geht nicht darum, ständig etwas tun oder etwas leisten (!) oder etwas bestimmtes sein zu müssen, sondern vielmehr darum, einfach nur zu sein. Wir Mensch sind schließlich keine «human doings», sondern «human beings».
Die eigentliche Kernfrage ist „Was ist?“
Ich erkenne also, dass die viel zentraler Frage ist, was eigentlich (gerade) ist, und ich frage mich: «Gute Frage, was genau ist denn bitteschön gerade?» Was ist da, was kann ich wahrnehmen mit meinen menschlichen Sinnen in diesem Moment? Ich finde die Kondensierung der Frage aufs Wesentliche aufregend und setze das Erkannte gleich in die Praxis um. Was also ist gerade? Was kann ich gerade wahrnehmen? Ich checke mit meinem Körper ein, denn diesen kann ich sehr gut wahrnehmen und spüren, ich kann spüren, wie sich mein Rücken anfühlt, dass sich ein unangenehmes Ziehen in der linken Lendengegend breit macht vom aufrechten Sitzen, dass ich ein Ziehen in der rechten Brust spüre und dass ich den Mann neben mir husten höre und das Geräusch im ganzen Dom widerhallt. Das alles «ist» gerade, das alles kann ich wahrnehmen und mit meinen Sinnen erfassen. So sitze ich also mit einem geschärften Bewusstsein in der Seitennische des Doms und erstelle einen Bericht davon, was gerade ist, also ob ich eine Reporterin wäre und eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme der aktuellen Situation mit allen meinen Sinnen mache.
Und dann, ganz plötzlich, kurz bevor die Glocke ein weiteres Mal läutet, geschieht etwas Unglaubliches und ich tauche nochmal ein weiteres Bewusstseinslevel tiefer.
Aus der Frage „Was ist relevant?“ wird die Antwort „Was ist.“
Aus meiner Frage «Was ist?» wird vor meinem geistigen Auge ein neues Gebilde und ich erkenne die Antwort auf meine Frage. Das Fragezeichen am Ende meiner Frage leuchtet auf einmal grell auf und vergrössert sich vor meinem inneren Auge und formt sich dann wie im Nebel zu einem Punkt um. Meine Frage, die mit einem Fragezeichen geendet hatte, transformiert sich zu einem Aussagesatz und endet nun auf einmal mit einem Punkt. Ich erkenne: Die Antwort auf die Frage «Was ist?» lautet «Was ist.» Aus der Frage wird die Gewissheit, dass das Relevante im Leben immer dasjenige ist, was (gerade) ist. Ich bin aufgeregt, weil die Antwort auf meine Frage schon seit der allerersten Sekunde in der Frage selber drin gesteckt hatte und ich sie bis jetzt nur nicht erkannt hatte. Ich fühle mich, als ob ich gerade einen Piratenschatz in einer geheimen Höhle entdeckt hätte, nachdem ich die Schatzkarte richtig gedeutet habe. Die Frage wird also zur Antwort und ich freue mich angesichts dieser genialen Erkenntnis.
Ich erkenne, der relevanteste Mensch ist immer derjenige, der dir im Moment gegenübersitzt, die relevanteste Empfindung immer diejenige, die du gerade spürst, der relevanteste Moment ist immer derjenige, den du gerade erlebst und die relevanteste Aufgabe ist immer diejenige, die dir gerade in dieser Sekunde begegnet. In der Präsenz mit dem, was ist, liegt der Schlüssel zum Glück. Je präsenter wir sind, desto bewusster sind wir, und je bewusster wir sind, desto glücklicher.
Relevant ist das, was ist.
Ich bin mit der Erkenntnis sehr zufrieden und erfreue mich an ihrer schlichten Intelligenz und auf welche vollkommene Art und Weise die Antwort schon vom ersten Moment an in der Frage eingebettet war. Das Geniale ist oft das Einfache und die Antwort in der Frage zu finden, finde ich ziemlich genial. Ich bedanke mich bei dem Dhyanalinga und verlasse meine Meditationsnische in Vorfreude auf all die neuen Erfahrungen, die ich nun mit der neuen Erkenntnis machen werde.
Das Tolle am Reisen ist, dass man völlig unbekannte Menschen trifft, oftmals sogar für nur einen Tag, aber manchmal schreibt man gemeinsame Erinnerungen, die für immer währen.
Solch einen Tag habe ich erlebt in Mysuru, der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs von Mysore (1399-1947), Kulturhauptstadt des Bundesstaates Karnataka und bis zum heutigen Tag Residenzsitz der königlichen Familie von Mysore (Wodeyar Dynastie). Dort habe ich Prashanth getroffen, einen dynamischen indischen Mann, der sich bereit erklärt hat, seinen Freunden einen Gefallen zu tun und einer fremden Europäerin seine Heimatstadt zu zeigen (Danke Ramya und Kaushik, dass ihr das für mich eingefädelt habt! Ihr seid spitze :-). Prashant ist selbstständiger Unternehmer, leidenschaftlicher Reporter, Fan seiner Heimatstadt Mysuru und hat ihr sogar eine eigene Webseite gewidmet:
An einem heissen Donnerstag Nachmittag holt mich Prashant mit seinem Auto von meinem Guesthouse ab und ein wahres Abenteuer beginnt sich zu entfalten. Dank seines Presseausweises sind wir auf der Gästeliste für eine private Führung im Wahrzeichen der Stadt: Der Königspalast. Zusammen mit 2 Japanern führt uns ein flinker Museumsführer durch die Gänge des Palastes, der die prachtvollste Schatzkammer ist, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Opulente Säulengänge mit türkisfarbenen Deckengemälden, vergoldete Verzierungen, meterhohe Flügeltüren aus purem Silber und Elefantenköpfe, die einen von der Wand aus anstarren, Fliesen mit herrlichem Blumenmuster soweit das Auge reicht. Die Großzügigkeit und der Reichtums dieses Bauwerks ist in jedem einzelnen Detail zu sehen.
Der geheime Raum im Palast
Nachdem wir die grossen Säle des Palastes besichtigt hatten, führt uns der Museumsführer am Ende eines Seitenkorridors zu einer leicht verborgenen Türe und gebietet uns hineinzugehen: Abseits aller Touristen stehen wir in einem abgedunkelten Raum, der über und über vollgestellt ist mit uralten Säbeln, Gewändern von Kriegern und … ausgestopften Tieren. Der Museumsführer schärft uns ein, dass Fotografieren und Videos machen hier strengstens verboten ist. Riesige Tiger fauchen uns stumm an, gigantische Büffel stehen in Reih und Glied und Krokodile in der Größe von Kleinbussen liegen am Boden. Es schaudert mich bei dem Gedanken an all die Hetzjagden, die für das Ausstatten dieses Raumes stattgefunden haben müssen… Ich stehe inmitten eines Raumes, der einer längst vergangenen Ära angehört und bin ehrfürchtig, welche Zeitalter Menschen und Tiere in diesem Land durchlebt haben. Welche Kämpfe sie gekämpft haben, welche Schmerzen sie erlitten haben, welche Hindernisse sie überwunden haben, welche Pracht sie erschaffen haben.
Das Wunder auf den Chamundi Hills …
Als die Besichtigung des Palastes zu Ende ist, entscheiden Prashanth und ich, dass noch Zeit für ein zweites Abenteuer ist. Wir steuern den heiligen Hügel der Stadt an, von dem aus man über die gesamte Talebene blicken kann: Die Chamundi Hills. Dort auf den Felsen des Hügels hatte Sadhguru, der es später zu weltweiter Bekanntheit als spiritueller Lehrer gebracht hat, in jungen Jahren sein erstes Erleuchtungsmoment. Ganz oben auf dem höchsten Punkt des Hügels steht der Chamundeshwari Temple und Menschen strömen täglich von Nah und Fern, um dort zu beten.
Doch wir haben ein Problem: Es ist 17:50 Uhr und in 10 Minuten schließt der Tempel seine Pforten! Vor dem Eingang stehen noch über hundert Menschen, der Tempel ist aufgrund seiner kraftvollen Energie und Lage äußerst beliebt. Es ist unmöglich jetzt noch ins Tempelinnere zu kommen und für den nächsten Tag war meine Abreise aus Mysuru bereits gebucht. Doch in diesem Moment zeigt sich eine bemerkenswerte Eigenschaft an Prashanth, die eine große Stärke an ihm ist: exzellente Netzwerkfähigkeiten. Drei Telefonanrufe später spurten wir an der langen Menschenschlange vorbei, werden von Mitarbeitern des Tempels wie VIPs durch Seitentüren hindurchgelotst und stehen kurz vor 18:00 Uhr im Allerheiligsten des Tempels, um der Göttin Chamundeshwari unsere Ehrerbietung entgegenzubringen. Ich kann es nicht fassen, wir haben es geschafft!
Als ich Prashanth später frage, wie er es geschafft hat, dass wir entgegen aller Regeln ins Tempelinnere gelangen konnten, sagt er diese Worte, die sich mir eingeprägt haben: ”Es ist nicht zielführend, den höchsten Repräsentanten dieses Tempels anzurufen; das Reinigungspersonal und die Türsteher sind diejenigen, die diesen Ort managen. Ich schätze sie und wir unterstützen uns gegenseitig“.
Ein wundervoller Tag geht zu Ende…
Am Abend falle ich mit dem glücklichen Gefühl ins Bett, dass dieser Tag einer derjenigen Tage war, die wie Diamanten aus meiner Indienreise hervorstechen und mir noch mit 84 Jahren in Erinnerung bleiben werden. Heute durfte ich geheime Palasträume besuchen, ein Wunder auf den Chamundi Hills erleben und die Großzügigkeit und Smartness eines jungen indischen Mannes kennen lernen, den ich nun einen Freund nennen darf.
Von dem abenteuerlichen Tag in Mysuru ist ein Instagram Reel entstanden, das ich euch nicht vorenthalten möchte:
Elf Tage habe ich nun im Ashram von Swami Sri Kaleshwar verbracht, welcher sich in dem kleinen Örtchen Penukonda befindet in der Nähe von Bangalore, Südindien. Ich habe dort Guru Purnima besucht, eine Festwoche, die jedes Jahr zur Zeit des wichtigsten Vollmondes im Juni/Juli in Indien stattfindet. Guru Purnima wird euphorisch von der gesamten Indischen Bevölkerung gefeiert, die ohrenbetäubende Musik aus dem nahe gelegenen Hindu-Tempel ist 3 Tage lang im Ashram nicht zu überhören. Ein Ashram ist übrigens ein Ort spiritueller Lehren und Wirkungsort eines Swamis (spiritueller Lehrer), man kann es sich vorstellen wie ein Kloster, wo man Weiterbildungskurse bei einer inspirierenden Person besuchen kann.
In Penukonda ist die Erde magnetisch…
…so die Aussage von Sri Kaleshwar, dem Swami und Wunder-Heiler, welcher den Ashram 1997 gegründet hat und 2012 ins Samadhi gegangen ist (d.h. seinen irdischen Körper verlassen hat, also gestorben ist). Er ist als spiritueller Lehrer in der ganzen Welt aufgetreten (insbesondere in den USA, Deutschland und Japan) und ist in Indien doch überraschenderweise kaum bekannt. Laut Sri Kaleshwar sind die energetischen Schwingungen in Penukonda so hoch wie nur an insgesamt drei auserwählten Orten auf dem Planeten Erde. In Penukonda lebte vor 500 Jahren der grosse König und Heilige Krishnadevaraya, der zu seiner Zeit der reichste Mann der Welt war und tausende von anderen Heiligen aus der ganzen Welt einlud, um spirituelle Rituale durchzuführen. Penukonda gilt auch als Geburtsort der Göttin Kanaka Durga, sie gilt im Hinduismus als die Göttliche Mutter und steht für die Qualität der bedingungslosen Liebe. In Penukonda, so sagt man, soll sie zum ersten Mal in einer konkreten Gestalt auf der Erde erschienen sein. Kaleshwars Worte zu Penukonda, warum er der optimale Ort für eine spirituelle Praxis ist und sich extrem gut zum Meditieren eignet:
«Wenn ihr einen Tiger jagen wollt, müsst ihr in ein Tiger-Reservat gehen. Dort findet ihr Tiger. In erster Linie waren es erstaunliche, göttliche Geister, göttliche Seelen, die nach Penukonda kamen und hier ihre spirituellen Praktiken ausübten. Es gibt hier viele Samadhis (Grabstätten) von übernatürlichen Heiligen. Natürlich könnt ihr überall in der kosmischen Energie, wo immer ihr meditiert, die Energie zu euch ziehen, aber es wird etwas schwieriger sein. Hier in Penukonda sind die Schwingungen sehr kraftvoll. Hier ist die magnetische Erde, die magnetische Kraft sehr stark vorhanden. Die Shiva-Energie und die Energie der göttlichen Mutter sind extrem stark.»
So verrückt es auch klingt, ich kann diese Einschätzung bestätigen
In den heiligen Hallen der Tempelanlage bekommt man Gänsehaut, obwohl es in den Räumen drückend heiss ist, der Bio-Organismus ist am Arbeiten, als ob man Dinge verdaut, die nicht aus Nahrung bestehen und der Verstand ist so klar und tief, also ob man gerade eine Reise macht, bei der psychedelische Substanzen im Gehirn wirken. Ich habe schon an vielen Orten meditiert, in meiner Wohnung, in Yoga Studios, in Meditations-Retreats in Österreich oder Süddeutschland, im Keller meiner Schwester, aber derart tiefgehende Erfahrungen habe ich dabei vergleichsweise nie gemacht. Ich kann nach der Zeit in Penukonda bestätigen, dass es durchaus eine Rolle spielt, WO man meditiert und dass auf einer Bergspitze der meditative Empfang besser ist als zu Hause neben dem surrenden Kühlschrank. Besonders beeindruckend und für immer in Erinnerung bleiben wird mir Penukonda jedoch dafür, dass ich hier erleben durfte, wie eine Reihe komplexer Wünsche von mir noch während Guru Purnima allesamt in Erfüllung gegangen sind.
Ich habe in diesen elf Tagen drei grosse Wünsche vorgebracht während den Zeremonien und Tempelritualen, die zu Ehren der Göttlichen Mutter, zu Ehren von Shirdi Sai Baba (ein weiterer in ganz Indien bekannter und verehrter Heiliger und Kaleshwa`s Lehrer) sowie zu Ehren von Sri Kaleshwar selber durchgeführt wurden. Das Verrückte: Alle drei Wünsche sind in Erfüllung gegangen! Mein erster und komplexester Wunsch war, dass ich eine fundamental tiefe und existentiell prägende Erfahrung an Selbstliebe machen wollte. Wenn wir Erfahrungen machen, sind die Erkenntnisse im Körper eingraviert und für immer abrufbar. Wenn man eine tiefgreifende Erfahrung macht, dann ist sie für immer eine innere Ressource und Anhaltspunkt. Wenn du wenigstens einmal ganz tief in dir drinnen deine eigene Liebe zu dir selbst gespürt hast, so kannst du dich immer wieder daran erinnern und auf dieses Gefühl zurückgreifen. Und genau das wollte ich.
Was also ist passiert?
Am 04. Juli 2023, am amerikanischen Unabhängigkeitstag, am letzten Tag von Guru Purnima und an Scarletts Geburtstag (eine inspirierende Frau aus Singapur, die ebenfalls im Ashram war), wurde mir ein Moment der Erleuchtung geschenkt, nach dem ich mich so gesehnt hatte. In einer mehrstündigen Zeremonie zu Ehren von Kanaka Durga, bei der die Priester der Statue ein wundervolles Absishek (Reinigungszeremonie) bereiteten mit mehreren KumKum-Waschungen unter fortwährendem Chanten von Mantren, um dadurch die Vibration der Energie im Raum zu erhöhen, durften wir Ahram-Besucher im Anschluss ins Heilige Innere des Tempelraums gehen und uns in dieser ausgesprochen reinen Energie kurz aufhalten. Das Ritual sah vor, dass man sich beim Eintreten vor der Statue verbeugt, die Füsse der Heiligen Mutter berührt und dann wieder aufsteht, die Statue drei Mal umrundet und anschliessend den Tempelraum verlässt.
Als ich den Raum betrete, ist die Luft heiss und schwer vom Jasmin-Duft und dem Rauch der lodernden Ölflammen. Wir betreten den Raum zu dritt und als ich an der Reihe bin, knie ich vor Kanak Durga nieder und berühre ihre Füße und bringe meinen Wunsch vor, den ich mir vorher sehr gut eingeprägt hatte, um ihn im alles entscheidenden Moment nicht zu vergessen. Ich sage zu ihr innerlich: «Bitte gib mir die Fähigkeit, tiefe Selbstliebe zu erfahren.»
Und nun haltet euch fest!
Im Bruchteil einer Sekunde, die mir wie ein ganzes Zeitalter vorkommt, läuft eine ganze Serie an Erkenntnissen in meinem Kopf ab. Noch bevor ich wieder ganz aufgestanden war, macht es innerlich nur so KLICK, KLICK, KLICK und in meinem Kopf geradewegs nur so “AHA!” Als ich vor der Statue knie, meldet sich plötzlich eine amüsierte Stimme in meinem Kopf zu Wort. Der erste Kommentar dieser Stimme ist, dass mein Wunsch BESCHEUERT ist. Ich bin überrascht. Es macht sich ein Gefühl in mir breit, dass ich mich mit meinem Wunsch irgendwie lächerlich gemacht habe. Die Stimme sagt mir, dass es nicht um das Trainieren einer Fähigkeit geht, als ob man eine neue Kompetenz erwerben oder einen Muskel aufpumpen wollte, sodass man dann eines Tages die Selbstliebe-Meisterschaft gewinnen kann. Die Stimme versichert mir, dass jeder Mensch die Fähigkeit zur Selbstliebe sowieso schon seit der Geburt besitzt.
Die Stimme fährt fort und sagt, es geht vielmehr darum, alle Verzerrungen fallen zu lassen, die den Blick auf die eigene natürliche Schönheit und den Wert des eigenen Wesens verstellt haben. Es geht darum, die Filter abzulegen, durch die wir uns selbst oft so lieblos wahrnehmen und damit auch das Göttliche in uns ablehnen, dass uns Lebewesen doch allen inne wohnt und es damit auf eine unerträglich herablassende Art und Weise abwerten und in den Schmutz ziehen. Die Stimme macht mir klar, dass ich Teil ihrer Schöpfung bin und dass es nicht zur Frage steht, ob oder wie sehr ich wertvoll und liebenswert bin. Alles an ihrer Schöpfung ist wertvoll und liebenswert, jede Blume, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Mensch und selbstverständlich auch ich. Und genau in derjenigen Sekunde, als ich wieder aufrecht vor der Statue stehe, da waren sie da, diese Worte, kristallklar in meinem Kopf, eine Antwort, ein Mantra, eine beeindruckend simple Essenz:
«STOP BEING BLIND!»
Die Stimme in meinem Kopf spricht klar und deutlich und gebietet mir etwas streng im Befehlston:
«STOP BEING BLIND!»
Anstatt etwas Neues einzuüben, gibt sie mir die Anweisung, nicht blind und ignorant gegenüber meinem eigenen Wert zu sein.
«STOP BEING BLIND!»
Ja, verdammt, das ist der Schlüssel.
Diese Erfahrung hat sich fundamental bei mir eingeprägt. Sie ist im Bruchteil einer Sekunde in meinem Inneren abgelaufen und gleichzeitig in epischer Breite. Diese Erfahrung kann mir niemand mehr nehmen. Nicht einmal ich selbst. Lest euch diese Worte sorgfältig durch, denn sie kommen aus einem energetischen Kanal, über den ich eine Botschaft erhalten habe, die nicht von mir stammt. Diese Weisheit gilt nicht nur für mich, sie gilt für uns alle. Lasst uns alle aufhören blind zu sein gegenüber unserer eigenen Schönheit, denn wir sind Teil dieser Schöpfung, und die Schöpfung ist vollkommen, und so sind es auch wir.
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