Mysuru – Auf geheimer Entdeckungsreise im Königspalast

Mysuru – Auf geheimer Entdeckungsreise im Königspalast

Das Tolle am Reisen ist, dass man völlig unbekannte Menschen trifft, oftmals sogar für nur einen Tag, aber manchmal schreibt man gemeinsame Erinnerungen, die für immer währen.

Solch einen Tag habe ich erlebt in Mysuru, der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs von Mysore (1399-1947), Kulturhauptstadt des Bundesstaates Karnataka und bis zum heutigen Tag Residenzsitz der königlichen Familie von Mysore (Wodeyar Dynastie). Dort habe ich Prashanth getroffen, einen dynamischen indischen Mann, der sich bereit erklärt hat, seinen Freunden einen Gefallen zu tun und einer fremden Europäerin seine Heimatstadt zu zeigen (Danke Ramya und Kaushik, dass ihr das für mich eingefädelt habt! Ihr seid spitze :-). Prashant ist selbstständiger Unternehmer, leidenschaftlicher Reporter, Fan seiner Heimatstadt Mysuru und hat ihr sogar eine eigene Webseite gewidmet: 

Hier gehts zur Webseite askmysuru.com

An einem heissen Donnerstag Nachmittag holt mich Prashant mit seinem Auto von meinem Guesthouse ab und ein wahres Abenteuer beginnt sich zu entfalten. Dank seines Presseausweises sind wir auf der Gästeliste für eine private Führung im Wahrzeichen der Stadt: Der Königspalast. Zusammen mit 2 Japanern führt uns ein flinker Museumsführer durch die Gänge des Palastes, der die prachtvollste Schatzkammer ist, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Opulente Säulengänge mit türkisfarbenen Deckengemälden, vergoldete Verzierungen, meterhohe Flügeltüren aus purem Silber und Elefantenköpfe, die einen von der Wand aus anstarren, Fliesen mit herrlichem Blumenmuster soweit das Auge reicht. Die Großzügigkeit und der Reichtums dieses Bauwerks ist in jedem einzelnen Detail zu sehen. 

Der geheime Raum im Palast

Nachdem wir die grossen Säle des Palastes besichtigt hatten, führt uns der Museumsführer am Ende eines Seitenkorridors zu einer leicht verborgenen Türe und gebietet uns hineinzugehen: Abseits aller Touristen stehen wir in einem abgedunkelten Raum, der über und über vollgestellt ist mit uralten Säbeln, Gewändern von Kriegern und … ausgestopften Tieren. Der Museumsführer schärft uns ein, dass Fotografieren und Videos machen hier strengstens verboten ist. Riesige Tiger fauchen uns stumm an, gigantische Büffel stehen in Reih und Glied und Krokodile in der Größe von Kleinbussen liegen am Boden. Es schaudert mich bei dem Gedanken an all die Hetzjagden, die für das Ausstatten dieses Raumes stattgefunden haben müssen… Ich stehe inmitten eines Raumes, der einer längst vergangenen Ära angehört und bin ehrfürchtig, welche Zeitalter Menschen und Tiere in diesem Land durchlebt haben. Welche Kämpfe sie gekämpft haben, welche Schmerzen sie erlitten haben, welche Hindernisse sie überwunden haben, welche Pracht sie erschaffen haben.

Das Wunder auf den Chamundi Hills …

Als die Besichtigung des Palastes zu Ende ist, entscheiden Prashanth und ich, dass noch Zeit für ein zweites Abenteuer ist. Wir steuern den heiligen Hügel der Stadt an, von dem aus man über die gesamte Talebene blicken kann: Die Chamundi Hills. Dort auf den Felsen des Hügels hatte Sadhguru, der es später zu weltweiter Bekanntheit als spiritueller Lehrer gebracht hat, in jungen Jahren sein erstes Erleuchtungsmoment. Ganz oben auf dem höchsten Punkt des Hügels steht der Chamundeshwari Temple und Menschen strömen täglich von Nah und Fern, um dort zu beten.

Doch wir haben ein Problem: Es ist 17:50 Uhr und in 10 Minuten schließt der Tempel seine Pforten! Vor dem Eingang stehen noch über hundert Menschen, der Tempel ist aufgrund seiner kraftvollen Energie und Lage äußerst beliebt. Es ist unmöglich jetzt noch ins Tempelinnere zu kommen und für den nächsten Tag war meine Abreise aus Mysuru bereits gebucht. Doch in diesem Moment zeigt sich eine bemerkenswerte Eigenschaft an Prashanth, die eine große Stärke an ihm ist: exzellente Netzwerkfähigkeiten. Drei Telefonanrufe später spurten wir an der langen Menschenschlange vorbei, werden von Mitarbeitern des Tempels wie VIPs durch Seitentüren hindurchgelotst und stehen kurz vor 18:00 Uhr im Allerheiligsten des Tempels, um der Göttin Chamundeshwari unsere Ehrerbietung entgegenzubringen. Ich kann es nicht fassen, wir haben es geschafft!

Als ich Prashanth später frage, wie er es geschafft hat, dass wir entgegen aller Regeln ins Tempelinnere gelangen konnten, sagt er diese Worte, die sich mir eingeprägt haben: ”Es ist nicht zielführend, den höchsten Repräsentanten dieses Tempels anzurufen; das Reinigungspersonal und die Türsteher sind diejenigen, die diesen Ort managen. Ich schätze sie und wir unterstützen uns gegenseitig“.

Ein wundervoller Tag geht zu Ende…

Am Abend falle ich mit dem glücklichen Gefühl ins Bett, dass dieser Tag einer derjenigen Tage war, die wie Diamanten aus meiner Indienreise hervorstechen und mir noch mit 84 Jahren in Erinnerung bleiben werden. Heute durfte ich geheime Palasträume besuchen, ein Wunder auf den Chamundi Hills erleben und die Großzügigkeit und Smartness eines jungen indischen Mannes kennen lernen, den ich nun einen Freund nennen darf.

Von dem abenteuerlichen Tag in Mysuru ist ein Instagram Reel entstanden, das ich euch nicht vorenthalten möchte:

Hier geht´s zum Reel


Alles Liebe,

Deine Salome

Im Ashram von Sri Kaleshwar oder Willkommen in der Welt des Übernatürlichen

Im Ashram von Sri Kaleshwar oder Willkommen in der Welt des Übernatürlichen

Elf Tage habe ich nun im Ashram von Swami Sri Kaleshwar verbracht, welcher sich in dem kleinen Örtchen Penukonda befindet in der Nähe von Bangalore, Südindien. Ich habe dort Guru Purnima besucht, eine Festwoche, die jedes Jahr zur Zeit des wichtigsten Vollmondes im Juni/Juli in Indien stattfindet. Guru Purnima wird euphorisch von der gesamten Indischen Bevölkerung gefeiert, die ohrenbetäubende Musik aus dem nahe gelegenen Hindu-Tempel ist 3 Tage lang im Ashram nicht zu überhören. Ein Ashram ist übrigens ein Ort spiritueller Lehren und Wirkungsort eines Swamis (spiritueller Lehrer), man kann es sich vorstellen wie ein Kloster, wo man Weiterbildungskurse bei einer inspirierenden Person besuchen kann. 

In Penukonda ist die Erde magnetisch…

…so die Aussage von Sri Kaleshwar, dem Swami und Wunder-Heiler, welcher den Ashram 1997 gegründet hat und 2012 ins Samadhi gegangen ist (d.h. seinen irdischen Körper verlassen hat, also gestorben ist). Er ist als spiritueller Lehrer in der ganzen Welt aufgetreten (insbesondere in den USA, Deutschland und Japan) und ist in Indien doch überraschenderweise kaum bekannt. Laut Sri Kaleshwar sind die energetischen Schwingungen in Penukonda so hoch wie nur an insgesamt drei auserwählten Orten auf dem Planeten Erde. In Penukonda lebte vor 500 Jahren der grosse König und Heilige Krishnadevaraya, der zu seiner Zeit der reichste Mann der Welt war und tausende von anderen Heiligen aus der ganzen Welt einlud, um spirituelle Rituale durchzuführen. Penukonda gilt auch als Geburtsort der Göttin Kanaka Durga, sie gilt im Hinduismus als die Göttliche Mutter und steht für die Qualität der bedingungslosen Liebe. In Penukonda, so sagt man, soll sie zum ersten Mal in einer konkreten Gestalt auf der Erde erschienen sein. Kaleshwars Worte zu Penukonda, warum er der optimale Ort für eine spirituelle Praxis ist und sich extrem gut zum Meditieren eignet: 

«Wenn ihr einen Tiger jagen wollt, müsst ihr in ein Tiger-Reservat gehen. Dort findet ihr Tiger. In erster Linie waren es erstaunliche, göttliche Geister, göttliche Seelen, die nach Penukonda kamen und hier ihre spirituellen Praktiken ausübten. Es gibt hier viele Samadhis (Grabstätten) von übernatürlichen Heiligen. Natürlich könnt ihr überall in der kosmischen Energie, wo immer ihr meditiert, die Energie zu euch ziehen, aber es wird etwas schwieriger sein. Hier in Penukonda sind die Schwingungen sehr kraftvoll. Hier ist die magnetische Erde, die magnetische Kraft sehr stark vorhanden. Die Shiva-Energie und die Energie der göttlichen Mutter sind extrem stark.»

So verrückt es auch klingt, ich kann diese Einschätzung bestätigen

In den heiligen Hallen der Tempelanlage bekommt man Gänsehaut, obwohl es in den Räumen drückend heiss ist, der Bio-Organismus ist am Arbeiten, als ob man Dinge verdaut, die nicht aus Nahrung bestehen und der Verstand ist so klar und tief, also ob man gerade eine Reise macht, bei der psychedelische Substanzen im Gehirn wirken. Ich habe schon an vielen Orten meditiert, in meiner Wohnung, in Yoga Studios, in Meditations-Retreats in Österreich oder Süddeutschland, im Keller meiner Schwester, aber derart tiefgehende Erfahrungen habe ich dabei vergleichsweise nie gemacht. Ich kann nach der Zeit in Penukonda bestätigen, dass es durchaus eine Rolle spielt, WO man meditiert und dass auf einer Bergspitze der meditative Empfang besser ist als zu Hause neben dem surrenden Kühlschrank. Besonders beeindruckend und für immer in Erinnerung bleiben wird mir Penukonda jedoch dafür, dass ich hier erleben durfte, wie eine Reihe komplexer Wünsche von mir noch während Guru Purnima allesamt in Erfüllung gegangen sind. 

Ich habe in diesen elf Tagen drei grosse Wünsche vorgebracht während den Zeremonien und Tempelritualen, die zu Ehren der Göttlichen Mutter, zu Ehren von Shirdi Sai Baba (ein weiterer in ganz Indien bekannter und verehrter Heiliger und Kaleshwa`s Lehrer) sowie zu Ehren von Sri Kaleshwar selber durchgeführt wurden. Das Verrückte: Alle drei Wünsche sind in Erfüllung gegangen! Mein erster und komplexester Wunsch war, dass ich eine fundamental tiefe und existentiell prägende Erfahrung an Selbstliebe machen wollte. Wenn wir Erfahrungen machen, sind die Erkenntnisse im Körper eingraviert und für immer abrufbar. Wenn man eine tiefgreifende Erfahrung macht, dann ist sie für immer eine innere Ressource und Anhaltspunkt. Wenn du wenigstens einmal ganz tief in dir drinnen deine eigene Liebe zu dir selbst gespürt hast, so kannst du dich immer wieder daran erinnern und auf dieses Gefühl zurückgreifen. Und genau das wollte ich.

Was also ist passiert?

Am 04. Juli 2023, am amerikanischen Unabhängigkeitstag, am letzten Tag von Guru Purnima und an Scarletts Geburtstag (eine inspirierende Frau aus Singapur, die ebenfalls im Ashram war), wurde mir ein Moment der Erleuchtung geschenkt, nach dem ich mich so gesehnt hatte. In einer mehrstündigen Zeremonie zu Ehren von Kanaka Durga, bei der die Priester der Statue ein wundervolles Absishek (Reinigungszeremonie) bereiteten mit mehreren KumKum-Waschungen unter fortwährendem Chanten von Mantren, um dadurch die Vibration der Energie im Raum zu erhöhen, durften wir Ahram-Besucher im Anschluss ins Heilige Innere des Tempelraums gehen und uns in dieser ausgesprochen reinen Energie kurz aufhalten. Das Ritual sah vor, dass man sich beim Eintreten vor der Statue verbeugt, die Füsse der Heiligen Mutter berührt und dann wieder aufsteht, die Statue drei Mal umrundet und anschliessend den Tempelraum verlässt.

Als ich den Raum betrete, ist die Luft heiss und schwer vom Jasmin-Duft und dem Rauch der lodernden Ölflammen. Wir betreten den Raum zu dritt und als ich an der Reihe bin, knie ich vor Kanak Durga nieder und berühre ihre Füße und bringe meinen Wunsch vor, den ich mir vorher sehr gut eingeprägt hatte, um ihn im alles entscheidenden Moment nicht zu vergessen. Ich sage zu ihr innerlich: «Bitte gib mir die Fähigkeit, tiefe Selbstliebe zu erfahren.» 

Und nun haltet euch fest!

Im Bruchteil einer Sekunde, die mir wie ein ganzes Zeitalter vorkommt, läuft eine ganze Serie an Erkenntnissen in meinem Kopf ab. Noch bevor ich wieder ganz aufgestanden war, macht es innerlich nur so KLICK, KLICK, KLICK und in meinem Kopf geradewegs nur so “AHA!” Als ich vor der Statue knie, meldet sich plötzlich eine amüsierte Stimme in meinem Kopf zu Wort. Der erste Kommentar dieser Stimme ist, dass mein Wunsch BESCHEUERT ist. Ich bin überrascht. Es macht sich ein Gefühl in mir breit, dass ich mich mit meinem Wunsch irgendwie lächerlich gemacht habe. Die Stimme sagt mir, dass es nicht um das Trainieren einer Fähigkeit geht, als ob man eine neue Kompetenz erwerben oder einen Muskel aufpumpen wollte, sodass man dann eines Tages die Selbstliebe-Meisterschaft gewinnen kann. Die Stimme versichert mir, dass jeder Mensch die Fähigkeit zur Selbstliebe sowieso schon seit der Geburt besitzt.

Die Stimme fährt fort und sagt, es geht vielmehr darum, alle Verzerrungen fallen zu lassen, die den Blick auf die eigene natürliche Schönheit und den Wert des eigenen Wesens verstellt haben. Es geht darum, die Filter abzulegen, durch die wir uns selbst oft so lieblos wahrnehmen und damit auch das Göttliche in uns ablehnen, dass uns Lebewesen doch allen inne wohnt und es damit auf eine unerträglich herablassende Art und Weise abwerten und in den Schmutz ziehen. Die Stimme macht mir klar, dass ich Teil ihrer Schöpfung bin und dass es nicht zur Frage steht, ob oder wie sehr ich wertvoll und liebenswert bin. Alles an ihrer Schöpfung ist wertvoll und liebenswert, jede Blume, jedes Tier, jede Pflanze, jeder Mensch und selbstverständlich auch ich. Und genau in derjenigen Sekunde, als ich wieder aufrecht vor der Statue stehe, da waren sie da, diese Worte, kristallklar in meinem Kopf, eine Antwort, ein Mantra, eine beeindruckend simple Essenz:

«STOP BEING BLIND!»

Die Stimme in meinem Kopf spricht klar und deutlich und gebietet mir etwas streng im Befehlston:

«STOP BEING BLIND!»

Anstatt etwas Neues einzuüben, gibt sie mir die Anweisung, nicht blind und ignorant gegenüber meinem eigenen Wert zu sein. 

«STOP BEING BLIND!»

Ja, verdammt, das ist der Schlüssel.

Diese Erfahrung hat sich fundamental bei mir eingeprägt. Sie ist im Bruchteil einer Sekunde in meinem Inneren abgelaufen und gleichzeitig in epischer Breite. Diese Erfahrung kann mir niemand mehr nehmen. Nicht einmal ich selbst. Lest euch diese Worte sorgfältig durch, denn sie kommen aus einem energetischen Kanal, über den ich eine Botschaft erhalten habe, die nicht von mir stammt. Diese Weisheit gilt nicht nur für mich, sie gilt für uns alle. Lasst uns alle aufhören blind zu sein gegenüber unserer eigenen Schönheit, denn wir sind Teil dieser Schöpfung, und die Schöpfung ist vollkommen, und so sind es auch wir. 

Alles Liebe,

Deine Salome

Der Tag des Abflugs

Der Tag des Abflugs

Hier sitze ich nun, es ist 09:13 Uhr, Montagmorgen, 26. Juni 2023, und in 7 Minuten startet das Boarding für meinen Flug von Zürich nach Mumbai. Ich weiss nicht, wann ich in die Schweiz zurückkehren werde, ich halte in meinen Händen ein one-way Ticket. Ich sitze inmitten einer Indischen Familie im Abflugbereich des Terminals und fühle mich irgendwie geborgen, obwohl mich die Indische Mami kritisch beäugt. Ich schreibe diesen Artikel und möchte über meine Gefühle reflektieren, die ich während der letzten 24 Stunden erlebt habe. Ich finde, dass wir uns oft zu wenig bewusst mit unseren Gefühlen auseinandersetzen und diese Situation ist eine exzellente Gelegenheit, dies exemplarisch zu tun. Es gibt genug darüber zu schreiben – glaubt mir, was man in 24 Stunden alles fühlen kann – es ist enorm.

Liebe

Genau jetzt vor 24 Stunden waren meine Gefühle, wenn ich sie in Farben beschreiben müsste, knalliges Orange, pulsierendes Rot und sonnig leuchtendes Goldgelb. Warme Farben haben mich eingehüllt in honiggelbes Licht, ich wurde umschmeichelt von Sonnenstrahlen wie eine Sonnenblume. Ich hatte das Gefühl, sehr geliebt zu sein. Ich war eingehüllt in den Armen meines Liebsten, seinen wunderbaren Geruch, seine Küsse und unser Verweilen in einer goldenen Lichtkugel hat mich glücklich gemacht im tiefsten Inneren. Die Liebe flüstert dir zu, dass du am richtigen Ort bist, dass du verbunden bist, dass du dich der Welle an Glücksgefühlen hingeben kannst, weil dieser Moment einfach nur vollkommen ist.

Alles fühlt sich stimmig an

Du fliesst mit der goldenen Energie und spürst: «Oh, wie sehr werde ich geliebt und wie sehr empfinde ich Liebe in mir.» Es ist so schön, in dieses höchste und schönste aller Gefühle eintauchen zu dürfen und sich darin zu baden wie in warmem Wasser. Es ist das schönste Geschenk im Leben, das ich kenne.

Liebe auch hat in jeder Umarmung gesteckt, die ich in diesen besonderen 24 Stunden meines Lebens von Menschen geschenkt bekommen habe, die mir Lebewohl gesagt haben. Ich liebe es, von Menschen umarmt zu werden und die körperliche Manifestation von Liebe zu spüren. Jede der 9 Umarmungen, die mir geschenkt wurden, habe ich in vollen Zügen genossen und die Liebe dieser Menschen für mich in ihren Armen gespürt.

Traurigkeit

Abschiede machen einem die Kostbarkeiten des Lebens deutlich. Tränen führen einem den Wert dessen vor Augen, was man beweint, und auch die Tiefe des Verlustes, weil er so sehr schmerzt. Das Gefühl von Alleinsein macht sich breit, die Schwere des Verlustes lastet auf meinen Schultern und die Farben um mich herum wirbeln in lähmendem Schwarz und dichtem, dunklem, lichtundurchlässigem Blau. Die Wolken schieben sich vor die Sonne und ich krümme mich auf meinem Stuhl, zu Hause, alleine, und fühle die Leere und bin traurig, ohne zu weinen. Der Abschied von meinem Liebsten, ohne den ich meinen Lebensweg nun fortsetzen werde am anderen Ende der Welt. Wie er schmerzt.

Der Abschied von meiner Nachbarin, die nicht nur neben mir wohnt, sondern mein Leben bereichert durch Teller voller Kuchen vor meiner Haustür und herrlichen Blumen im Briefkasten oder fröhlichen Sprachnachrichten mit Einladungen zum Abendessen. Wenn ich zurückkehre, wird sie nicht mehr hier wohnen und die gemeinsamen Mahlzeiten mit ihrer Familie werden nicht mehr stattfinden. Oh, wie dieser Abschied schmerzt. Veränderungen können traurig machen, sie können dir ins Bewusstsein rufen, wie gut dein Leben ist und wie viel du im Begriff bist zu verlieren, wenn du die Karten deines Lebens neu mischst. Schluck.

Angst

Diese Ungewissheit. Diese unglaublich grosse Ungewissheit. Auch diese Unklarheit, wie ein Sprung ins kalte Wasser. Flüssige, explodierende Farbfetzen wirbeln um mich herum in allen Schattierungen, die dunklen Farben überwiegen, und treffen immer wieder schmerzhaft wie Granatsplitter an meinen Wangen. Ich spüre die Angst auch körperlich, sie legt sich wie ein Eisenband um mein Herz. Die fiese Frage, die mich am Tag vor meiner Abreise erbarmungslos verfolgt: «Was zu Hölle hast du dir bei dem Ganzen gedacht? Was zur Hölle, bitteschön, hast du dir nur dabei gedacht? 12 Monate ein unbezahltes Sabbatical zu machen und nach Indien zu fliegen?»

Die innere Kritikerin meldet sich

Meine innere Kritikerin bäumt sich auf und quält mich weiter: «Wieso fliegst du nach Indien – wieso Indien? Und dann noch ganz alleine? Du hast keinen Plan, was dich dort erwartet! Du unterschätzt die Herausforderungen dieses Landes total! Du übergibst deine Wohnung in fremde Hände und wenn du zurückkehrst, wirst du dich hier nicht mehr wohl fühlen können.»

Bei Packen meines Reiserucksacks suchen mich angsterfüllte Sorgen heim, ständig quält mich die Frage, ob ich die richtige Auswahl an Gegenständen und Kleidern getroffen habe, ob ich etwas Wichtiges vergessen habe, ob ich das richtige eingepackt habe. Beim Packen wird mir klar, dass ich mich für ein Abendteuer ausrüste, dass ich nicht einmal kenne. Es wird mir klar, dass ich alle meine vertrauten Menschen verlasse, meine wunderschöne Umgebung verlasse, meine Halt gebende Routine verlasse …ich verlasse einfach ALLES und ALLE und begebe mich ins Ungewisse… ein paar Gehirnzellen aus dem Steinzeitalter in meinem Kopf brüllen mir zu, dass dies eine hochgradig beschissene Idee war und dass ich ohne Schutz und soziale Zugehörigkeit von dieser Reise möglicherweise nie wieder lebend zurückkehren werde! Nun ja, Angst hat nicht immer etwas mit der Realität zu tun… das macht sie aber leider nicht weniger angsteinflössend.

Dankbarkeit

In überbordender Fülle habe ich in den letzten 24 Stunde bis zur jetzigen Sekunde vor allem aber eines gefühlt: Dankbarkeit. Dankbarkeit ist wie ein rosarotfarbener Fliederduft, der alles durchdringt mit seinem seidig duftenden Geruch und dich einhüllt in eine Wolke aus Leichtigkeit und Reinheit. Dankbarkeit fühlt sich an, wie eine Mischung aus Tränen vor Glück und Staunen über so viele gute Fügungen im Leben und der Gewissheit, dass dies nicht selbstverständlich ist. Sondern ein exklusives Geschenk vom Universum an Dich.

Kennt ihr Marmeladenglasmomente?

Ich sammle gerne Marmeladenglasmomente. Das sind Momente, die so schön sind, dass ich sie nicht mehr vergessen möchte und daher in ein durchsichtiges imaginäres Marmeladenglas stecke und darin für die Ewigkeit konserviere. Dann kann ich sie mir jederzeit wieder aus dem Regal nehmen und ansehen und mich an ihrer Schönheit erfreuen. Innerhalb der letzten 24 Stunden habe ich jede Menge Marmeladenglasmomente gesammelt.

Ich gebe euch ein Beispiel: Ich sitze im Flugzeug in Zürich auf der Startbahn und wir warten auf den Start. Auf dem Bildschirm auf dem Sitz vor mir laufen Reklamespots über Uhren und Parfüms. Ich möchte sie mir nicht anschauen, bin nicht in der Stimmung und schliesse die Augen. Als ich die Augen wieder öffne, flimmert gerade folgender Satz über den Bildschirm:

«Jede Reise ist eine Herausforderung und ein Schritt aus der Komfortzone. Wofür sich der Schritt lohnt, das sind die unvergesslichen Momente (Swiss Air).»

Mein Sitznachbar, ein Inder aus Mumbai, mit dem ich zuvor kurz ins Gespräch gekommen war und der über meine Reisemotivation informiert ist, stupst mich an und sagt: «This message was for You.» Ganz genau DAS ist ein Marmeladenglasmoment. Das Universum winkt Dir ins Gesicht und ruft dir sanft zu, dass es Dich liebt und mit ganzem Herzen unterstützt. 

Welche Gefühle hast du in den letzten 24 Stunden erlebt? Nimm dir eine Minute Zeit für einen Rückblick in deinem Leben und überlege dir, welche Situationen Du erlebt hast und mit welchem Gefühl Du sie wahrgenommen hast. Das schult deine Selbstwahrnehmung und erlaubt dir, deinen Gefühlsreichtum besser kennen zu lernen und wertzuschätzen. Alle deine Gefühle sind wertvoll, genauso wie Du!

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