Ayurveda Retreat – Heilung auf jeder Ebene

Aug. 12, 2023 | Crazy, fun, shit in India

Lieber Leser, Liebe Leserin, heute machen wir zusammen einen Ausflug in die Welt des Ayurveda! Lasst uns Bekanntschaft machen mit einer uralten Indischen Gesundheitslehre, neue englische Vokabeln lernen und die goldenen Regeln für ein gesundes, langes Leben hören! Das ist definitiv lebensveränderndes Wissen – los geht’s!

Ein paar Infos vorab: Das Wort Ayurveda ist Sanskrit und setzt sich zusammen aus den Wörtern „ayur“ (Leben) und „veda“ (Wissen). Wir haben es also mit nichts Geringerem zu tun als dem „Wissen vom Leben“! Die Wurzeln dieser Lehre gehen bis auf die vedische Hochkultur Altindiens zurück, wo Menschen in tiefer Meditation und durch jahrtausendelange Forschung im Bereich der Medizin ihre Erkenntnisse dokumentiert haben. Archäologen der Universität Missouri-Columbia haben nachgewiesen, dass die alten Inder schon 7000 v Chr. Zahnschmerzen behandeln konnten, weil man kleine Löcher in Zähnen aus dieser Zeit gefunden hat, die vermutlich mit pflanzlichen Heilpasten befüllt wurden. Indische Ärzte konnten damals schon die menschliche Anatomie und den Verdauungs- und Blutkreislauf präzise beschreiben. Es ist erstaunlich, finde ich, wie wir oftmals etwas ignorant auf die vermeintlich primitiven Lebensformen unserer Vorväter- und Mütter blicken (ich fühle mich selber durchaus angesprochen) – doch wenn man Ayurveda kennen lernt, stellt man fest, dass wir mit unserem heutigen medizinischen Wissen auf den Schultern von Giganten stehen…. den Giganten und Gigantinnen vergangener Jahrtausende.

Die Essenz von Ayurveda

Das Besondere an der ayurvedischen Gesundheitslehre ist ihr ganzheitlicher Blick und ihre beständige Rückbesinnung auf die zentrale Frage: “Was ist die Ursache der Krankheit und wie kann Heilung nachhaltig stattfinden?“ Oberflächliche Symptombehandlung findet man im Ayurveda nicht. Der Mensch wird als das vielschichtige Wesen wahgenommen, das er ist, als eine Einheit von Körper, Geist und Seele. Das finde ich großartig! Der ayurvedischen Auffassung nach ist der Dreh- und Angelpunkt die Verdauung, weil der Mensch aus den Stoffen besteht, die er aufnimmt – und entweder von ihnen aufgebaut wird … oder ausgelaugt wird. Aus diesem Grund habe ich ein 21-tägiges Retreat im Ayurvedic Treatment Center der Madukkakuzhy Famile in Kerala gemacht, die in 9. Generation Ayurveda Ärzte sind und in der hauseigenen Apotheke alle pflanzlichen Arzneimittel selber herstellen und täglich individuell für jeden Gast kochen. Dort habe ich während meines himmlischen Aufenthalts immer wieder folgende Worte gehört, die nun fest in meinem Englischwortschatz integriert sind:

Bowel Movement – Constipation – Bowel Cleansing

Der Ayurveda-Arzt Dr. Robin Maddukakuzhy fragt mich jeden Morgen in der Sprechstunde, ob ich ein “bowel movement” hatte und das heisst dann so viel wie, ob ich die gegessene Nahrung auch ordnungsgemäss am Morgen in der optimalen Konsistenz (weich) wieder auf der Toilette ausgeschieden hätte. Wenn man „Nein“ sagt, löst das prompt Sorgenfalten auf der Stirn von Dr. Robin aus und die Schlussfolgerung steht fest, dass ich an „Congestion” = Verstopfung leide. Wenn die Verdauung nicht optimal läuft, stauen sich Giftstoffe im Körper an und dafür gibt es nur eine Lösung: Bowel Cleansing = Darmreinigung. Die Gespräche im Ayurveda Retreat drehen sich allgemein ständig um das Thema Darm und Stuhlgang und Dr. Jobin Maddukakuzhy, Medical Director des Ayurveda Treatment Centers und Bruder von Dr. Robin, erklärt mir scherzend: “In Ayurveda medicine, no one asks you how was your food, only how was your shit.” Wir lachen uns beide schlapp darüber und dann erklärt er mir, wie das mit dem bowel cleansing bei mir ablaufen wird. Schluck.

Sprung in die Zukunft: 21 Tage später verlasse ich das Ayurveda Retreat und habe ein breites Lächeln im Gesicht, eine strahlend reine Haut (DANKE DANKE DANKE), eine schnurrende Verdauung, 1.3 Kilo Giftstoffe und Körperschlake weniger, einen klaren Geist, ein hohes Energielevel und jede Menge Wissen, wie ich diesen gesundheitlichen Höhepunkt meines Lebens langfristig aufrechterhalten kann. Ich sage es euch Leute, mit diesem Wissen werde ich locker 100 Jahre alt!

Auf Bitte der Maddukakuzhys und weil ich meine Zeit dort so bereichernd fand, habe ich ein Video Testimonial gemacht, das auf Instagram und YouTube zu finden ist:

Goldene Regeln für ein gesundes, langes Leben

Zum Abschluss möchte ich euch gerne ein paar goldene Regeln für ein gesundes, langes Leben mitgeben. Das sind universelle Grundsätze, mit denen man sich viel Gutes tun kann:

  • Morgens nach dem Aufstehen 1-2 Gläser warmes Wasser trinken, um das Verdauungsfeuer anzukurbeln. Gerne auch mit Zitrone oder Ingwerscheiben, das wirkt zusätzlich abführend 
  • Zum Frühstück warme Kost essen, weil es für den am frühen Morgen noch sensiblen und kalten Magen viel leichter zu verdauen ist (zB. Porridge mit gedünstetem Obst). Achtung: frisches Obst und kalte Milch frühstücken ist gleich zweifach problematisch: das frische Obst enthält Säure, die für den morgendlichen Magen schwer zu verdauen ist. Daher Obst lieber gedünstet essen oder am Nachmittag, wenn das Verdauungsfeuer auf seinem Höhepunkt ist. Und Säure kombiniert mit Milch gerinnt im Magen und das ist ein verdauungstechnischer Alptraum und nicht zu empfehlen
  • Mittags sollte die Hauptmahlzeit des Tages sein, weil hier das Verdauungsfeuer am kräftigsten brennt
  • Abends bis spätestens 19:30 die letzte und leichteste Mahlzeit des Tages einnehmen, z.B. Gemüsesuppe, damit unser Körper über Nacht seine Energie für Heilungsprozesse nutzen kann und nicht schwer arbeiten muss
  • Die Zeiträume der Mahlzeiten sollten täglich in etwa dieselben sein, sodass sich der Magen darauf einstellen kann und das spart Energie 
  • Nach dem Essen keine weiteren Zwischenmahlzeiten, das stresst den Magen, da er so ständig am Verdauen ist und unterschiedlich weit verdauten Nahrungsbrei parallel bearbeiten muss
  • Warmes Essen nicht mit kalten Getränken oder kalten Gerichten kombinieren (z.B. zum Mittagessen keine kalten Früchte, rohes Gemüse oder kalte Salate) – das friert das Verdauungsfeuer ein. Zimmerwarme Getränke oder Salate sind besser
  • Mit jeder Mahlzeit warmes Wasser in einzelnen Schlucken trinken, damit die Flüssigkeit die Magensäure nicht zu sehr verdünnt und den Verdauungsvorgang nicht behindert
  • Die Kombination Milch und Fisch, Fisch und Fleisch und unterschiedliche Fleischsorten gleichzeitig sind zum Verzehr nicht zu empfehlen, da auch sie in ihren Eigenschaften nicht kompatibel und schwer für den Magen zu verdauen sind

Hier beenden wir nun unseren kleinen Ausflug in die Welt des Ayurveda – ich empfehle jedem, irgendwann im Laufe seines/ihres Lebens ein Ayurveda Retreat zu machen und dem eigenen Körper dieses Geschenk ultimativer gesundheitlicher Selbstfürsorge zu machen. Wer mehr erfahren möchte über Ayurveda, die Maddukakuzhys und ihre Arbeit:

www.ayurveda-kerala.org (Ayurveda Hauptzentrum in Indien, Parathodu)

https://www.ayurveda-deutschland.org/ihr-aufenthalt/ (Deutsche Niederlassungen in Bad Kissingen und Bad Bocklet)

Enjoy the Healing (diese Worte sagte Dr. Robin jeden Tag zum Abschluss der Sprechstunde 😁)

Deine Salome

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